Angekommen!

8:58 AM Sarah Elena 2 Comments

Da sind wir nun in Melbourne! Es sind zwar erst ein paar Tage vergangen aber wir fühlen uns schon pudelwohl und bereuen nichts. Morgen werden wir schon in unsere 4 Wände für die nächsten beiden Monate ziehen. Weil es so viel zu regeln gab und wir ja auch schon brav am Arbeitsleben hier teilnehmen, konnten wir bisher noch nicht so viel erkunden und fotografieren (alles Handyfotos) aber wir sind ja noch eine Weile hier und werden für euch natürlich jede Ecke abklappern. Wahrscheinlich wird die Zeit schneller vergehen als uns lieb ist aber so ist das eben im Leben oder ;-)? Wir sind Samstag spät abends in Avalon gelandet, von wo aus man nochmal 45 Minuten mit dem Bus in die Stadt fahren muss. So konnten wir die Stadt nur grob in der Ferne erkennen und haben uns ihr langsam angenähert. Viele Lichter und viele Hochhäuser aber trotzdem strahlt Melbourne keine Hektik aus. Unser Hostel ist ganz nah an der Soutern Cross Station, wo uns der Busfahrer mit Sack und Pack rauslässt. Danach machen wir eine Backpacker-Erfahrung, die wohl dazu gehört, wir aber froh sind, dass es nicht danach aussieht, dass wir sie so schnell wiederholen müssten. Das Hostel erinnert an ein besetztes Haus in Berlin Kreuzberg. Als Camper sind wir ja inzwischen nicht unbedingt penibel, aber hier war er wirklich miefig, schmutzig und verranzt. Schon am Eingang, der sich direkt an einer Bar befindet, öffnet uns eine Horde besoffener Frauen und Männer die Tür. Aber wir sind total gechillt und flippen nicht aus, obwohl wir uns ja zu diesem Zeitpunkt nicht sicher sein konnten, wie lange wir uns auf Hostels einstellen müssen. Insbesondere sind die "private double rooms" während der Australian Open gänzlich ausgebucht und man darf sich die Zimmer mit Überraschungs-"mates" teilen.


Die Zimmer wie auch das Bad sind Unisex - da kann einem also alles passieren! Beim Zähneputzen kommen gut und gerne alle 3 Minuten angetrunkene Männer rein und freuen sich über unsere Gesellschaft. Unsere Zimmergenossen waren ewig feiern und wir haben nicht so viel von ihnen mitbekommen. War aber wohl ein Italiener (der die halbe Nacht irgendwas mit seinem Laptop mit grellem blauen Licht gemacht hat) und zwei dunkelhaarige kleine Holländerinnen (gibt's sowas oder haben die uns verarscht?). Wir gebens zu! Wir sind nicht ganz so cool, dass wir das wochenlang aushalten könnten ;-) - aber witzig wars! An dieser Stelle nochmal herzliche Grüße an unseren Chubby und vielen Dank für die einsamen Stunden im Regenwald und am Strand!
Am nächsten Morgen trinken wir unseren ersten flat white in unserer neuen "Heimatstadt" und finden es toll!

verschlafen von der 6er dorm Nacht


Um 11 sind wir mit Susan in South Kensington verabredet, um Häuser zu besichtigen. Als wir an der Haltestelle ankommen und uns ziemlich viele Asiaten entgegenkommen spaßen wir noch rum und sagen vielleicht ist Susan ja Chinesin (wir haben Shanghai immernoch nicht ganz überwunden). Wir lagen falsch - sie ist aus Vietnam :-)! Zuerst zeigt sie uns das Haus, in dem sie selbst lebt und das sie auch mit ein paar anderen teilt. House sharing ist hier wohl so verbreitet, wie bei uns eine stinknormale Mietwohnung und bei den Immobilienpreisen durchaus verständlich. Von dort aus fährt Susan mit uns in das Inviertel Fitzroy und macht uns schon auf der Fahrt neugierig. Sie meinte, dass es sie keine 5 Minuten Überlegungszeit gekostet hat, um sich für den Kauf dieses Hauses zu entscheiden. Als wir ankommen, verstehen wir warum. Erinnert ihr euch an die kleinen süßen Terassenhäuser, in die wir uns schon in Sydney verliebt hatten? Genau so eins ist es. Drinnen sind 5 Doppelbettzimmer mit jeweils eigenem Bad, eine große und eine kleine Küche und einen Hinterhof zum Relaxen und für barbies natürlich gibt es auch. Das bald frei werdende Zimmer hat einen Kamin (weils halt schön aussieht, wir würden ihn wohl zu dieser Jahreszeit eher nicht brauchen), Stuck an der Decke und macht einfach sofort einen sehr gemütlichen und lieblichen Eindruck auf uns - ein richtiges Mädchenzimmer! Hier wollen wir wohnen und nicht wieder ins Hostel :-)! Susan vertraut uns ohne Referenzen und fährt mit uns ins Hostel um unsere Sachen abzuholen. Fotos folgen natürlich ganz bald! Unsere Adresse wird übrigens sein:

6 Spring Street, 3065 Melbourne Fitzroy

Blick vom Balkon des Übergangshauses - ruhige kleine Vorstadt
Bis das Zimmer frei ist, lässt sie uns in einem ihrer anderen Häuser wohnen, wo wir uns gerade noch befinden. Es liegt in Maribyrnong, ein bisschen mehr außerhalb. Wir haben das Haus mit 5 Zimmern für uns alleine - okay fast für uns alleine - ab und zu sollen wir Interessenten herumführen und im unteren Zimmer wohnt ein ominöser "nicest guy ever" (so Susan), der irgendwie immer so kommt und geht, dass er uns nicht über den Weg läuft und entweder eine Küche in seinem Zimmer hat oder nie isst. Naja, egal - no worries!

Die Gegend hier ist ganz nett aber wir sind froh, dass wir morgen endlich nach Fitzroy dürfen. Von dort ist es ca. 2 km zu unserem Legal District. Die letzten Tage haben wir Bus und Bahn genommen, was aber auch nicht unangenehm ist hier. Morgens finden wir das sogar ganz toll, weil man so schön beobachten kann, wie Australien langsam wach wird und sich alle auf den Weg zur Arbeit machen. Niemand geht mit seinen Business Schuhen los. Man zieht hier seine Turnschuhe oder Flipflops an und wechselt das Schuhwerk dann erst im Büro. Wir finden das mega cool und sind sofort dabei! Unsere Füße sind etwas anderes als Flipflops ja auch garnicht mehr gewöhnt. Über den Blazer ist man in der Kanzlei wegen der Klimaanlage ganz dankbar, aber man sollte schon was zum Umziehen mit haben, wenn man nachher noch länger durch die Stadt tigern will. Schließlich haben wir hier immernoch Hochsommer! So machen wir uns Montag früh auf in die Stadt. Sarah stellt sich in ihrer Kanzlei vor und Tine erkundet schonmal ein bisschen die Innenstadt, bevor sie dann am Dienstag zu Gericht muss.

Ein Blick aus meinem Bürofenster

Sarah:

Weil man die australische Gelassenheit sehr schnell annimmt, bin ich nicht wirklich aufgeregt, als ich in der Queen Street mit dem Aufzug in den neunten Stock fahre. Ich kann mir kaum vorstellen, dass ich da oben jemandem begegnen werde, der nicht freundlich und entspannt ist - selbst wenn es ein Jurist ist. Ich werde natürlich nicht enttäuscht. Die Sekretärin macht den Eindruck, als freue sie sich wirklich, dass ich da bin und führt mich zu Mark, der für mich zuständig ist. Er begrüßt mich und erklärt mir, dass er möchte, dass ich einen Einblick in das Rechtssystem hier bekomme und aber auch die Menschen und das Land kennenlerne. Er stellt mich dem restlichen Team vor und zeigt mir mein Büro mit wundervollem Ausblick. Weil Alex, mein Vorgänger als deutscher Referendar, noch bis Mittwoch da ist, haben wir die Chance uns ein bisschen auszutauschen.

Mark nimmt mich mit zu einer Besprechung ein paar Straßen weiter, wo man sich natürlich über die Arbeit unterhält und die Geschäfte regelt. Die Australier haben aber auch stets Zeit die neuesten Entwicklungen und Ereignisse zu besprechen. Es werden auch viele Grundsatzthemen angesprochen. Es erscheint nicht so, als ob zwischen Privatem und Geschäftlichem streng getrennt wird. Jeder scheint wirklich Interesse am jeweils anderen zu haben und der Umgang miteinander ist wirklich angenehm. Das merke ich auch heute, als wir alle zusammen in einem Pub Mittagessen gehen, weil ja Alex' letzter Tag in der Kanzlei ist. Mark bringt heute seine beiden kleinen Söhne mit ins Büro (Victoria hat noch Schulferien bis zum 1.2.). Die zwei sind unglaublich süß und beschäftigen sich den ganzen Tag ruhig alleine in Papas oder irgendeinem anderen Büro - malen oder schauen Tennis ohne Ton. Als er mich den beiden vorstellt und fragt wofür denn Stuttgart berühmt sei, kommen sie nicht gleich darauf, aber als er sie über die Autos aufklärt sagen sie, dass sie auch mal nach Europa kommen wollen. Schließlich gehen wir ins Pub. Dort trudeln alle nach und nach ein, manche gehen noch eine rauchen, Tess spielt noch schnell eine Runde Pool mit einem von Marks Söhnen. Dessen kleiner Bruder unterhält sich wie "ein Großer" mit den Anwälten, die im Anzug um ihn herumsitzen.
Das scheint hier ganz normal zu sein. Die Kids sind voll integriert, quatschen mit über Tennis, Cricket, Gewicht und Gesundheit (wie gesagt, es werden oft Grundsatzthemen besprochen und dabei nicht nur an der Oberfläche gekratzt und trotzdem kommt nie eine ernste Stimmung auf). Der ältere Sohn weist Tess noch darauf hin, dass sie bei der nächsten Gelegenheit doch bitte einen Tisch reservieren solle, der sich näher am Riesenflatscreen befindet, wenn gerade Cricket läuft. Wenn ich von meiner bisherigen Reise in Australien erzähle sind alle interessiert und finden es "awesome". Auf dem Weg zurück in die Kanzlei läuft Mark Hand in Hand mit seinem Kleinen durch Melbournes Innenstadt - schade, dass ich das nicht fotografieren konnte. Man hat den Eindruck, dass auch der Umgang mit Kindern hier im Allgemeinen viel gelassener ist - man hört eigentlich nie jemanden mit ihnen schimpfen oder diskutieren. Das scheint gut zu funktionieren :-)! Auch im Flugzeug hatten wir ein entzückendes Kleinkind vor uns, dem es sehr viel Spaß machte sich immer wieder vor uns zu verstecken und wieder aufzutauchen.

Nach der Arbeit bin ich die letzten Tage ein bisschen ziellos umhergelaufen, um die Stadt besser kennenzulernen.



Heute habe ich es das erste Mal geschafft ohne die Hilfe von meinem Iphone ins Büro und wieder zurückzufinden. Fast schon ein local ;-) ...
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Tine: Der beste Weg eine neue Stadt zu erkunden, ist doch immer noch sich einfach treiben zu lassen. Also laufe ich einfach los, tauche unter in der Menge von Australiern, die noch auf dem Weg zur Arbeit sind. Vorbei an der Flinders Station


immer mit Blick auf die wundervolle Skyline der Stadt



und schließlich lande ich im Botanischen Garten. Da ich langsam schon Blasen an den Füßen habe (viel laufen sind die ja bei dem ganzen Autofahren auch nicht mehr gewohnt ;-) ) laufe ich barfuß durch das Gras und setze mich schließlich auf eine Bank wo ich ungefähr 5 Minuten für mich habe, bis sich ein Australier neben mich setzt. Ein Rentner offensichtlich und wir quatschen für mehr als eine Stunde über so ziemlich alles. Aber nicht oberflächlich, wie ich es aus Amerika gewohnt bin.


Mein erster Arbeitstag beginnt am Dienstag gleich mit einem Gerichtstermin. Ich sehe die ersten Perücken, die zwar nicht mehr Pflicht sind, aber trotzdem von vielen Anwälten bei Gericht getragen werden. Ansonsten ist der Termin heute eher eine Art Vortermin bei dem viele Prozesse kurz besprochen und mögliche Probleme aus dem Weg geräumt werden und die Termine für den eigentlichen Prozess festgelegt werden. Alles wirkt etwas chaotisch, da jeder Fall nur für ein paar Minuten besprochen wird und im Raum ein stetes Kommen und Gehen herrscht. Nachdem wir die Daten für "unseren" Prozess geklärt haben gehen Alex, mein Barrister und ich erstmal einen Kaffee trinken und er erklärt mir das Rechtssystem und meine Aufgaben für die nächsten Wochen. Ab 6. Februar geht der große Prozess los und ich bin gespannt auf die Jury und all das was man sonst nur aus Filmen kennt.

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Alex (der aus Deutschland, nicht Tines Barrister) zeigt uns in den Mittagspausen am Montag und Dienstag, wo man essen gehen, Kaffee trinken und sich ein bisschen entspannen kann (Dankeschön :-) ). So haben wir uns schon auf dem berühmten Queen Victoria Market herumgetrieben und uns dort für einen Plausch zur lunch time in den Schatten zurückgezogen. Hier lässt sich's wirklich gut leben - also bleibt gespannt, was wir demnächst noch alles zu berichten haben! Achja und vergesst morgen bloß alle nicht, den Australia Day angemessen zu feiern!!! Cheers!!!

2 comments:

  1. Jetzt seid ihr schon fast einen Monat in Australien und immer noch ist alles super. Die Kinder, die Rentner, die Chefs und Kollegen, die Vermieter und die Natur und das Meer und, und, und.
    Ich schlage jetzt mal einige Kritikpunkte vor: es ist zu heiß; ständig wird man von einem Surfbrett angerempelt; niemand kennt den deutschen Bundespräsidenten und seine Probleme; nirgendwo gibt es anständige Winterjacken zu kaufen; es wird nicht vor Schneeverwehungen und Nebel gewarnt; außerdem gibt es keine Berlinale.
    Falls wir jetzt Plätze tauschen sollen, ok.
    Lieben Gruß
    von den Zuhausebleibern

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  2. :-) klingt, als ob wir uns auch alle gleich ins Flugzeug setzen sollten... oder vielleicht schaffen wir es, diese Gelassenheit auch in Deutschland einzuführen...

    Nach den aufregenden Tagen im Regenwald, auf dem Meer und im Paradies fällt es euch hoffentlich nicht zu schwer in einen geregelten Arbeitsalltag zu finden ;-) wobei der ja auch ganz easy-chillig zu sein scheint.

    Bisous!

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